Ich finde es faszinierend,
mit Menschen
aus unterschiedlichen Ländern, mit unterschiedlichem
kulturellem Hintergrund
und unterschiedlicher Mentalität so intensiv
zusammen zu arbeiten, wie wir das
bei Trombone Unit Hannover tun. Dabei
merke ich immer wieder, wie unterschiedlich
die Arbeitsweise jedes Einzelnen ist.
Das liegt sicherlich zu einem Großteil am
persönlichen Charakter, der aber auch regionale und nationale Besonderheiten eines
jeden widerspiegelt. Besonders bemerkenswert finde ich, dass wir es bisher immer
geschafft haben, genau diese charakterlichen Unterschiede zu erhalten und damit die
musikalische Vielfalt unserer Musik zu nähren.
Als wir uns im Januar 2011 in der Vorbereitung
für den Deutschen Musikwettbewerb 2011 befanden, konnten wir während
einer Probenphase ein Treffen mit Daniel Schnyder arrangieren, der uns die Zusage für
eine Komposition gegeben hatte. Aus seiner Zusammenarbeit mit Dave Taylor, Stefan
Schulz u. a. sind eine Vielzahl von Kompositionen für Posaunen entstanden und nicht
zuletzt sein Posaunenquartett beweist, dass er durchaus im Stande ist, die Grenzen des
Möglichen zu erreichen, wenn nicht sogar zu verschieben. In einem Privatkonzert für
Daniel Schnyder mit der Ouvertüre zu Händels Feuerwerksmusik und Bourgeois‘ Scherzo
Funebre beeindruckte ihn die Kompaktheit und Virtuosität, mit der wir musizierten.
Aus diesen Eindrücken entstand Olympia. Daniel schreibt dazu: „Das Stück heißt Olympia einerseits wegen der sportlichen Komponente, den hohen Anforderungen und der
Länge des Stückes, die sehr viel Kraft erfordert. Auch sind alle Olympischen Posaunisten
gleich beteiligt und alle Stimmen sehr anspruchsvoll und ineinander polyphon
verwoben. Es ist also ein Wettkampf unter Gleichgestellten. Alle werden sie, die Preisgekrönten
hoffentlich zusammen die Ziellinie erreichen. Hier divergiert die Musik vom
Sport.
Olympia ist auch in Referenz zu Hoffmanns Erzählungen zu verstehen. Da ist die
mechanische Puppe Symbol für das perfekte Räderwerk. Dieses mechanisch technische
Element ist in diesem Stück in seiner polyphonen Struktur mit Inversionen retrogradi
und anderen technischen Eigenheiten auch zu finden. Der Tanz der Puppe. Mensch,
Maschine und Musik sind die Themen dieses Stückes.“
Daniels Musik kann man schwer in eine Schublade packen. Es ist nicht Jazz, es ist
nicht Klassik. Es gibt afrikanische Elemente, amerikanische Momente, europäische
Strukturen, asiatische Einflüsse – im besten Sinne des Wortes Worldmusic. Er schafft
es in seinen Stücken all diese Elemente zu einem Gesamtkunstwerk zu verbinden. So
wie auch wir es geschafft haben, die unterschiedlichen Charaktere zu einer Einheit, einer
Unit zu verbinden: Schwedische Bodenständigkeit passt hervorragend zu holländischer
Schlitzohrigkeit. Polnische Genauigkeit und schwäbische Gründlichkeit ergänzen sich
ausgezeichnet. Und selbst südeuropäische Gelassenheit und deutsche Strukturliebe
können sich gegenseitig befruchten.
Michael Zühl
KURZVITA
Michael Zühl
besuchte das Musikgymnasium „Schloss Belvedere“ Weimar und gewann zweimal in Folge beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ den 1. Bundespreis.
Im Jahr 2000 wurde ihm das Förderstipendium des Thüringer Kultusministeriums verliehen.
Er war 2006/07 Soloposaunist der Komischen Oper Berlin und 2008 der Jenaer Philharmonie.
Er war Stipendiat der Thüringer Orchesterakademie und 2009/10 Mitglied der Staatskapelle Weimar.
In der Spielzeit 2010/11 und 11/12 war er Soloposaunist im Gürzenich-Orchester Köln.
Nach einem 8-monatigen Intermezzo an der Badischen Staatskapelle Karlsruhe ist er seit Beginn der Spielzeit 2014/15 Soloposaunist der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern.